Quintessenz Zahntechnik 06/24
Vorteile des Mikrolayerings und die Notwendigkeit, in der Zahntechnik flexibel zu bleiben
Das Beste aus zwei Welten vereinen

Kaum ein Zahntechniker wird derzeit so sehr mit Micro-Layering in Verbindung gebracht wie Carsten Fischer. Mit seinem fundierten Fachwissen und einer scheinbar unbeirrbaren Leidenschaft für Vollkeramik prägt er das Thema Micro-Layering und hebt es national sowie international auf die große Bühne. Mit einer überzeugenden Kombination aus wissenschaftlichem Verständnis, fundiertem Werkstoffwissen und praktischer Anwendung hat Carsten Fischer einen beeindruckenden Weg zurückgelegt. Er gilt als Visionär auf dem Gebiet der Vollkeramik, dessen Begeisterung ansteckend ist. Seine Präsenz, sei es in Workshops, auf Kongressbühnen oder in Diskussionsrunden, zeugt von dem beharrlichen Engagement für eine zeitgemäße, hochwertige Zahntechnik. Aktuell sensibilisiert er immer wieder dafür, dass Micro-Layering mehr als ein Hype und auch kein Revival der klassischen Teilverblendung ist, sondern ein eigenständiges Verfahren. Im Interview geht er näher darauf ein.
QZ: Was macht das Micro-Layering so interessant?
Micro-Layering ermöglicht uns, das Beste aus zwei Welten zu vereinen. Traditionelle vollkeramische Techniken erfordern ein hohes Maß an künstlerischer Fertigkeit und Erfahrung. Mit dem Micro-Layering haben wir nun eine Methode, die es uns erlaubt, diese Fähigkeiten mit dem aktuellen Stand der Werkstoffkunde zu kombinieren. Micro-Layering verbindet das Potenzial moderner Zirkonoxide mit den ästhetischen Möglichkeiten einer modernen Verblendkeramik. Wir sprechen von hauchfeinen Schichtstärken, auf denen wir subtile, aber wirkungsvolle ästhetische Optimierungen vornehmen. Micro-Layering bietet konsistente, hochwertige Lösungen für viele alltägliche Herausforderungen und kann eine Antwort auf die Schnelllebigkeit unseres Arbeitsalltags sein. Das Vorgehen ist sowohl erfahrenen Zahntechnikern als auch Anfängern gleichermaßen zugänglich; dies macht das Verfahren auch zu einem wichtigen Werkzeug in der Ausbildung und Motivation neuer Fachkräfte. Insgesamt ist Micro-Layering also mehr als eine Technik – es ist eine ganzheitliche Philosophie, die auf modernen Gerüstwerkstoffen und fein abgestimmten Verblendkeramiken basiert. Für mich verändert Micro-Layering nicht nur die Art und Weise, wie wir in der Vollkeramik arbeiten, sondern vor allem, wie wir über die Möglichkeiten und auch Grenzen der Zahntechnik denken.
Obwohl Micro-Layering derzeit beinah inflationär verwendet wird, fehlt es oft an einer genauen Beschreibung. Dabei ist eine klare Nomenklatur aus verschiedenen Gründen wichtig. Es ist zunächst notwendig zu definieren, was Micro-Layering bedeutet. Einfach gesagt handelt es sich um eine Technik zur Veredelung von Zirkonoxidgerüsten. Die Komplexität des Begriffs erstreckt sich auf Verfahrenstechnik und Werkstoffe, wobei besonderes Augenmerk auf die Spezialkeramiken zur Veredelung gelegt wird. Charakteristisch wird eine Verblendkeramik auf Silikatbasis verwendet, die aufgrund ihrer feinen Partikelgröße für die Dünnschichtverblendung optimiert ist. Es gibt verschiedene Hersteller, die ihre eigene Terminologie dafür verwenden, darunter Begriffe wie „3D-Pasten“, „3D-Mal- und Schichtkeramik“ und „Liquid-Ceramic“. Diese ganzen Bezeichnungen können verwirren. Zentraler Punkt aktueller Diskussionen ist daher die Notwendigkeit, klare Definitionen zu etablieren, um zu verstehen, ob es sich um eine dünne Verblendung, eine Glasur oder eine Beschichtung des Dentinkerngerüstes handelt. Während eines TEAM-Talks des EADT e. V. wurde der Begriff „Beschichtung“ als am besten geeignet angesehen. Es muss unterschieden werden zwischen dem Aufschichten im Frontzahnbereich und dem Beschichten im Seitenzahnbereich einschließlich Techniken wie Internal Staining.
QZ: Wie viel Substanz reduzieren Sie aus der Vollanatomie? Man könnte auch anders fragen: Welche Schichtstärke tragen Sie für die Beschichtung (reduzierte Verblendung) auf?
Kurz gesagt: Minimale Dimensionen und maximale Wirkung! Tatsächlich wird beim Micro-Layering-Verfahren nur wenig Substanz aus der Vollanatomie des Zirkonoxidgerüstes entfernt. Das Zirkonoxid selbst macht den größten Teil der Restauration aus. Die Frage der Schichtstärke ist daher für den Erfolg weniger entscheidend als die Frage nach dem richtigen Zirkonoxid. Hier liegt meiner Ansicht nach die Crux. Das Zirkonoxid muss in seinen lichtoptischen Eigenschaften die perfekte Grundlage bieten. Beim Micro-Layering geht es dann darum, diese Basis zu verfeinern und zu veredeln. Dazu tragen wir eine hauchdünne Schicht der Verblendkeramik auf, typischerweise im Bereich von etwa 0,1 bis 0,4 mm. Bereits mit dieser geringen Schichtstärke lassen sich die gewünschten ästhetische Feinheiten erzielen.
QZ: Wie gehen Sie approximal und an den Schneidekanten vor?
Bei der Gestaltung von Approximal- und Inzisalbereichen verfolgen wir einen spezifischen Ansatz. Approximal belassen wir das Zirkonoxid in Vollkontur. Dadurch erreichen wir zum einen eine hohe Stabilität. Andererseits vereinfacht es den Arbeitsprozess, wenn die Approximalbereiche durch das Zirkonoxidgerüst definiert sind. Bei der Finalisierung können wir uns so voll auf die Ästhetik konzentrieren. Bei Inzisalkanten achten wir darauf, dass diese außerhalb der Okklusion liegen und keinen Kontakt zum Antagonisten haben. Dies reduziert das Chipping-Risiko auf ein Minimum.
QZ: Haben Sie ein Reduzierungskonzept für alles oder eine Variationsbreite beim Vorgehen?
Es ist wie immer in unserem Beruf: Erst die Bereitschaft, für jede Situation das individuell angepasste Konzept zu verfolgen, macht uns als Zahntechniker wertvoll. Deshalb ist unsere Vorgehensweise, wie immer in der Vollkeramik, höchst individuell. Wir haben kein starres Konzept, sondern passen unsere Methoden dem jeweiligen Fall an. Variationsbreite und Flexibilität – innerhalb faktischer Grenzen (Anatomie, Werkstoffkunde) – sind in der Zahntechnik entscheidend für ein patientenspezifisches Vorgehen. In der Vollkeramik bedeutet dies, dass wir Konzepte fein justieren, mal ist es das Micro-Layering, mal ist es das Aufschichten als Micro-Layering und mal die Full-Contour-Verblendung.
QZ: Wie erreichen Sie diese Reduzierung?
Auch hierüber haben wir beim TEAM-Talk des EADT ausführlich diskutiert. Die Mehrheit der Teilnehmenden zieht das digitale Cut-Back dem manuellen Zurückschleifen des Gerüstes vor. Auch ich, denn digital ist smart, reproduzierbar und schont den Werkstoff. Sowohl bei exocad als auch bei 3Shape gibt es in den neuesten Softwareversionen spezielle Tools, die das Cut-Back erleichtern. Derzeit erfordert der Prozess oft noch Anpassungen, um die gewünschte Reduktion zu erreichen. Doch es gibt mittlerweile Micro-Layering-Bibliotheken und spezielle Software-Lösungen, die den Prozess vereinfachen und standardisieren. Beispielsweise enthalten die Bibliotheken eine Reihe vordefinierter Parameter und Designs speziell für das Micro-Layering. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass es immer einen gewissen Spielraum bei der Anwendung dieser Werkzeuge gibt. Diese Flexibilität ist entscheidend, Restaurationen nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch optimal zu gestalten. Software-Updates und -Entwicklungen werden zweifellos weitere Verbesserungen und Vereinfachungen bringen.

Publikation herunterladen
Die Original Publikation können Sie sich hier im PDF-Format herunterladen
Download PDF